Ein Fazit
Das Interview führte Herr Walter von WERK57.
WERK57: Herr Dr. Bruckhaus-Walter, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Videosprechstunden einzuführen?
Dr. Bruckhaus-Walter: Ich war auf der Suche nach Möglichkeiten, wie ich die direkten persönlichen Kontakte mit den Patienten:innen reduzieren kann und gleichzeitig eine zuverlässige ärztlichen Versorgung sicherstellen kann. Bei der Recherche nach möglichen Lösungen fand ich die „Videosprechstunde“. Ich war erstaunt, dass scheinbar noch nicht sehr viele Praxen diese zeitgemäße Technik einsetzen. Dabei ist es in der hausärztlichen Praxis doch längst überfällig, derartige moderne Möglichkeiten der Kommunikation zu nutzen. Ein wesentlicher Katalysator war allerdings auch der Beginn der Corona-Pandemie und die damit verbundenen erforderlichen Kontaktbeschränkung.
WERK57: Hatten Sie irgendwelche Bedenken VOR Einführung der Technik?
Dr. Bruckhaus-Walter: Nein, große Befürchtungen und Sorgen hatte ich nicht. Natürlich ist es immer eine Herausforderung, wenn man neue Kommunikationsmittel einführt, die für meine Patienten:innen unmittelbar spürbar sind. Auf der anderen Seite sind Videochats in aussermedizinischen Bereichen schon längst etabliert. Da konnte man gut auf diesen Erfahrungen aufbauen.
WERK57: Sie haben die Software jetzt gut 6 Monate im Einsatz. Welches Fazit ziehen Sie für die Praxis im Ganzen und ganz besonders für sich persönlich?
Dr. Bruckhaus-Walter: Es hat eine Zeit gedauert, bis diese Kommunikationsmöglichkeit von den Patienten:innen wahrgenommen wurde. Als es sich herumgesprochen hat, fand es zunehmend Akzeptanz und wird absolut positiv angenommen. Die Nutzungszahlen steigen wöchentlich überproportional an, aktuell sind 75 % unserer Online-Termin-Vergaben bereits Video-Sprechstunden.
WERK57: Und was sagen die Patienten:innen dazu?
Dr. Bruckhaus-Walter: Die Rückmeldungen sind alle sehr positiv. Besonders hervorgehoben wird die Zeiteinsparung. Kein Stau mehr im Berufsverkehr, kein lästiges Parkplatz suchen, nahezu keine Wartezeiten.
WERK57: Welchen Nutzen ziehen sie persönlich daraus?
Dr. Bruckhaus-Walter: Die Sprechstundenabläufe sind deutlich entspannter. Nicht zu unterschätzen ist die deutliche Reduktion von potentiellen Infektauslösern bzw. Infektempfänger. Dies wird auch über die aktuelle Pandemie, bei der wir ja alle unsere Kontakte deutlich reduzieren sollen, einen positiven Effekt haben. Dabei denke ich auch an meine Mitarbeiter:innen, für die das Ansteckungsrisiko geringer wird.
WERK57: Wenn Sie heute noch einmal so eine Software einsetzen würden. Was würden Sie anders machen?
Dr. Bruckhaus-Walter: Ich würde nichts anders machen. Der Auswahl-Prozess, die Einrichtung, die Testphase als auch die Kommunikation war perfekt. Alles würde ich so wieder realisieren.
WERK57: Welche Komponenten / Funktionen der Videosprechstunde vermissen Sie und mit welchen Digitalisierungsthemen beschäftigen Sie sich aktuell?
Dr. Bruckhaus-Walter: Ich vermisse nichts und bin sehr zufrieden. Bezgl. der Digitalisierung im Gesundheitswesen hoffe ich, dass nun endlich einmal Fahrt aufgenommen wird. Die „hernerhausärzte“ jedenfalls werden nicht warten, sondern die Themen weiter vorantreiben. So prüfen wir zu Zeit, welche weiteren Praxisabläufe digitalisiert werden können und wir beschäftigen uns intensiv mit der Transkription (Umwandlung von Sprache in Text) und den möglichen Einsatz von Robotic-Assistenten.
WERK57: Ich bedanke mich für Ihre Zeit und wünsche Ihnen viel Erfolg bei den digitalen Herausforderungen.